1969 wird der Bund der Evangelischen Kirchen in der DDR gegründet. Er versteht sich als „Kirche im Sozialismus“, als Zeugnis- und Dienstgemeinschaft in einer sozialistischen Gesellschaft, nicht neben ihr und nicht gegen sie.
Die „Kirche im Sozialismus“ ist „lernende Kirche“. Gemeindeseminare „…sollen dazu dienen, daß die Gemeindeglieder für die Auseinandersetzung mit der Umwelt geschult werden und sich darüber Gedanken machen, welche Folgerungen aus dem Evangelium praktisch für das alltägliche Leben und für das Gemeindeleben zu ziehen sind. Die augenblicklichen stehen unter dem Thema „Verantwortung der Christen im Zeitalter der Ökumene …“ (Höhne)
In Niederschöneweide gibt es immer wieder Überlegungen, den einst geplanten Erweiterungsbau der Kirche mit Pfarrwohnung und Gemeinderäumen in Angriff zu nehmen. Der Plan läßt sich nicht realisieren. Schwierig ist es, geeignete Mitarbeiter*innen für die vielfältigen Bereiche der Gemeindearbeit zu finden. Die Diakoniestation wird 1969 aufgegeben. In den Gottesdiensten spielen ehrenamtliche Organisten. Chöre und Instrumentalkreise musizieren über Gemeindegrenzen hinweg. .
1977 wird Dr. Arnfried Elliger Pfarrer. Zu den Partnergemeinden Brackwede und Hilchenbach in Westfalen kommt die reformierte Gemeinde in Hodmezôvásárhely in Ungarn hinzu. Vertreter der Gemeinden besuchen sich gegenseitig, feiern gemeinsam Gottesdienste und tauschen sich über ihre Arbeit aus. Ein Ungarisch-Kreis unter Leitung von Günter Schlemminger entsteht.
Seit 1980, der Hoch-Zeit des atomaren Wettrüstens, findet jährlich im November die FRIEDENSDEKADE statt. Aktuelle Themen, mit denen sich die Gemeinde beschäftigt, sind: Wertewandel-Lebenswandel, Swaziland, Judenverfolgung, Martin Luthers Haltung zu Krieg und Frieden.
Die Gemeinde verfügt zwar über eine große Kirche, aber es fehlen einladende Räume für kleinere Gottesdienste und Gruppen. 1983 werden unter der Orgelempore die „Winterkirche“, eine Küche und Toiletten eingebaut.
Beim 50-jährigen Kirchenjubiläum 1983 sagt Pfarrer Dr. Elliger: „Wir wollen auch und gerade in einer sozialistischen Umwelt Zeugnis ablegen für unseren Herrn Jesus Christus, Dienst tun für unseren Nächsten mit Wort und Tat, voller Vertrauen zu unserem Vater, damit auch in den kommenden Jahrzehnten die Jahreslosung erfüllt wird: Gott will, daß allen Menschen geholfen wird und sie zur Erkenntnis der Wahrheit kommen.“
1987 findet in Berlin aus Anlaß des 250jährigen Bestehens von Berlin der Kirchentag unter dem Motto „Und ich will bei Euch wohnen“ statt. In Oberschöneweide tagt die Arbeitsgruppe „Dialog mit nahen und fernen Nachbarn“.
Die Themen des konziliaren Prozesses für Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung werden ebenso wie die aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen in den Gemeindekreisen diskutiert. Ein Forum für die politischen Initiativen der Jahre 1989/90 will die Gemeinde nicht sein.